Pleysteiner Frühlingsfeste
Sonntags abends um halb acht
Wird ein großer Zauber g'macht.
Der Eintritt kost nur fünfzig Pfennig,
Das ist doch sicher äußerst wenig?
Drum komme pünktlich, guter Mann
Und höre Dir die Musi an!
Trummel, Pfeifen, Helikon, Waldhorn und das Bombardon...
Hei, das wird ein Ohrenschmaus
In dem Wassermann sei'm Haus!
B'sunders aber gibts zum Lachen
Allerlei verrückte Sachen:
Zuerst die große Moritat,
Davor schon manchem g'schaudert hat.
Und hernach - billig - Raritäten,
Die Samuel aus aller Länder Laden
Mit Müh und Fleiß gesammelt hat. Und alsdann folgt die dritte Tat:
Die seltne, große Kunstauktion
Des Moritz Moses Mendelsohn.
Dazwischen wohlgereimt viel Witziges,
als Würze auch was Spitziges,
In Wort und Ton
Von einem biedern Heimatsohn.
Und willst dann nu a wengerl wos,
Dann sei so guat und nimm a Los!
Kannst Du den Gwinn dann so nicht tragen,
Stellt man Dir einen festen Wagen
Und fahrt Dir alles prompt nach Haus,
Wenn unser großer Zauber aus!
Anton
Wurzer
schrieb
diese
Einladung
für
das
Frühlingsfest
1923.
Dem
Eröffnungsabend
war
bereits
ein
Fackelzug
vorausgegangen,
Serenade
am
Stadtweiher,
Feuerwerk
und
Beleuchtung
des
Kreuzberges.
Beim
Wassermann
stieg
die
Stimmung
bei
Bier
und
Musik.
Viel
Anklang
fanden
die
Einlagen,
besonders
„die
seltsame
große
Kunstauktion
des
Moritz
Moses
Mendelsohn",
durchgeführt
von
Wurzer.
Dieser
schleppte
einen
überdimensionalen
Koffer
auf
die
Bühne
und
entnahm
ihm
seine
Schätze,
selbstgefertigte
Kohlezeichnungen
von
Pleysteiner
Bürgern
mit
einem
Gegenstück,
auf
das
sich
ein
Reim
ergab,
z.
B.:
„Ist
das
nicht
Pelikan"?
„Ja,
das
ist
ein
Pelikan"!
stimmten
die
Anwesenden
begeistert
zu.
Dann
wurde
das
zweite
Bild
gezeigt:
„Ist
das
nicht
der
Wassermann"?
„Ja,
das
ist
der
Wassermann"!
So
kam
einer
nach
dem
anderen
an
die
Reihe.
Die
Bilder
wurden
paarweise
versteigert
und
der
Erlös
brachte,
zusammen mit der nachfolgenden Verlosung, einen ansehnlichen Beitrag zu den Unkosten des Festes.
Der
fröhliche
Beginn
bat
sich
oft
sehr
lange
ausgedehnt,
oft
bis
zum
Morgengrauen.
Doch
schon
ab
11
Uhr
nachts
machte
der
Nachtwächter
(Anton
Wurzer)
seine
Runde.
Im
schwarzen
Umhang,
mit
Laterne
und
Hellebarde,
verkündigte
er
singend
die
Stunden
in
der Stadt.
Das
Frühlings-
oder
Pfingstfest
wurde
vom
Männergesangverein
und
Oberpfälzer
Waldverein
ausgerichtet.
Am
Pfingstsonntag
war
morgens
Wecken
durch
die
Stadtkapelle,
mittags
Standmusik
auf
dem
Marktplatz
und
am
Mittag
vergnügte
man
sich
im
Gesteinach.
Für
die
Erwachsenen
gab
es
neben
Bier
und
Wurst
noch
anderes
zur
Freude,
nämlich
Zimmerstutzen-
und
brustschießen,
für
die
Kinder
Wurstschnappen,
Sackhüpfen,
Eierlaufen
und
einen
riesigen
Kletterbaum.
Er
war
mit
eßbaren
Sachen
behangen
und
dem
Mutigsten
winkte eine große Hartwurst ganz oben im Gipfel.
Um
8
Uhr
begannen
abends
die
altdeutschen
Volksspiele
auf
der
Naturbühne
im
Gesteinach.
1923
wurden
geboten:
Der
tote
Mann,
Das
heiße
Eisen,
Das
Narrenschneiden,
Der
Roßdieb
zu
Fünsing
und
ein
mittelalterlicher
Totentanz.
Zur
Aufführung
kamen
1924:
Der
Bauer
im
Fegefeuer,
Der
Bauer
mit
dem
Kuhdieb,
Kälberbrüten
und
der
Totentanz.
An
diesem
Pfingstfest
war
es
besonders
warm.
Als
man
mit
dem
Spielen
beginnen
wollte,
setzte
ein
heftiges
Gewitter
ein.
Die
Besucher
flüchteten
in
die
nahe
Pingermühle
und
stärkten
sich
anschließend
in
den
Pleysteiner
Wirtshäusern.
Nachdem
sich
am
nächsten
Tag
das
Wetter
gebessert
hatte,
wurde
die
Vorstellung
nachgeholt.
Allerdings
hatte
der
Regen
so
gekühlt,
daß
die
Zuschauer
frierend
auf
den
Bänken
saßen.
Für
1925
hatte
man
deshalb
einen
wetterunabhängigen
Platz
für
die
Spiele
bestimmt,
»die
alte
Halle",
wie
es
im
Programm
hieß.
Gemeint
war
das
alte
Brauhaus
neben
dem
Rathaus.
Skeptiker
meinten
zwar,
daß
der
Ort
etwas
ungastlich
wäre.
Trotzdem
gab
das
alte
Gemäuer,
mit
Birken
geziert,
einen passenden Rahmen für die Aufführungen: Das Narrenschneiden, Der arme Heinrich und der Totentanz.
Ab
1924
wurde
zu
den
üblichen
Darbietungen
ein
Sängerwettstreit
veranstaltet
An
ihm
beteiligten
sich
die
Gesangvereine
der
Umgebung
und
der
Sieger
erhielt
einen
Pokal,
den
„Pleysteiner
Singbecher",
der
vom
Oberpfälzer
Waldverein
gestiftet
war.
Der
Wettstreit
begann
vormittags
10.30
Uhr
und
der
Preis
wurde
während
der
Standmusik
übergeben.
Konnte
ein
Verein
den
Pokal
zweimal
erwerben, blieb er in dessen Besitz.
Die
Pleysteiner
Frühlingsfeste
mit
den
„Hans-Sachs-Spielen",
wie
man
sie
nannte,
hatten
nur
eine
beschränkte
Lebensdauer.
Trotz
ihrer
Volkstümlichkeit hatten sie ein hohes künstlerisches Niveau, das ihrem Initiator Anton Wurzer zu danken war.
Aus der Stadtchronik S. 714
Kreuzbergfestspiele
Eine
Wiederbelebung
erfuhren
die
Pleysteiner
Freilichtspiele
im
Jahre
1949.
Der
1948
gegründete
Heimat-
und
Verschönerungsverein
(Vorstand
Hans
Baier)schuf
in
Gemeinschaftsarbeit
auf
dem
Kreuzberg
eine
Freilichtbühne.
Die
Veranstaltungen waren jeweils im Juli.
Aufgeführt wurden:
1949 „Elisabeths Weg zu Gott"
1950 „Paradies und Brudermord"
1951 „Elmar, Herr vom Habichtshof", nach Webers Dreizehnlinden.